Ein Temp Tower für ABS Filament
Ein Temp Tower, oder Temperaturturm, ist ein nützliches Werkzeug, um die optimale Drucktemperatur für ein bestimmtes Filament in Ihrem 3D-Drucker zu ermitteln. ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) ist ein thermoplastisches Polymer, das eine höhere Drucktemperatur benötigt als beispielsweise PLA (Polylactide).
ABS-Filamente können je nach Hersteller und Zusätzen in ihren optimalen Drucktemperaturen variieren. Ein Temp Tower druckt vertikale Schichten mit verschiedenen Temperaturen. Die Drucktemperatur ändert sich automatisch in vordefinierten Höhen, sodass jeder Abschnitt des Turms die Druckqualität bei einer anderen Temperatur darstellt.
Drucken eines ABS-Temp Tower
Wenn sie mit ABS drucken, benötigen sie einen TempTower speziell für ABS Filament. Vom Aufbau her darf er (meistens) anderen Temperatur-Türmen gleichen – die G-Code Einstellungen für den Slicer sind jedoch völlig andere.
Eine Temp Tower (ABS) Modell finden
Auf der Website Thingiverse finden sie „ABS Temp Tower“. Importieren Sie das Temp Tower STL-Modell in Ihre Slicing-Software (z.B. Ultimaker Cura, PrusaSlicer, etc.).
Slicer (Druckeinstellungen) für ABS einrichten
In Ihrer Slicing-Software müssen Sie für jeden Abschnitt des Temp-Tower G-Code-Befehle hinzufügen, um die Drucktemperatur je nach Layer (Höhe) zu ändern.
- Bei Cura können Sie dies durch die Verwendung des Post-Processing-Plugins „ChangeAtZ“ erleichtern.
- Bei PrusaSlicer können Sie benutzerdefinierte G-Code-Befehle in den Schichtwechsel-G-Code einfügen.
Druckeinstellungen für einen ABS Temp Tower
(Allgemeine Empfehlungen)
- Drucktemperatur
200°C – 250°C - Druckbett-Temperatur
80°C – 110°C. - Druckgeschwindigkeit
40 mm/s – 80 mm/s - Bewegungsgeschwindigkeit
70 mm/s – 150 mm/s - Füllung
30% - Schichthöhe/ Layer-Höhe
0,2 mm - Lüftergeschwindigkeit
ABS druckt sich besser mit minimaler oder keiner Kühlung. Stellen Sie sicher, dass Sie die Lüftergeschwindigkeit entsprechend einstellen, ABS mag keinen „Durchzug“. - Retraction
Rückzugsgeschwindigkeit ca. 20 – 45 mm/s (für Bowden- und Direct-Drive-Extruder)
Rückzugsweg Bowden-Extruder: 4 – 8 mm
Rückzugsweg Direct-Drive-Extruder: 0.5 – 2 mm - Gehäuse
Geschlossener Bauraum (Gehäuse) vorteilhaft. - Druckbetthaftung verbessern
Haftmittel von Vorteil. - Schwindmaß
k.A. - Warping Risiko
k.A. - Wärmeformbeständigkeit bis:
°C
Druck des ABS Temp Tower starten
Die STL-Datei des Temp-Towers wurde in den Slicer geladen und die Drucktemperaturen für die einzelnen Schichten (mit „ChangeAtZ“) festgelegt. Jetzt (z.B. mit Cura) den Druck starten und den Druckvorgang im Auge behalten. Sollte etwa aus dem Ruder laufen (z.B. verstopfte Düse) muss eingegriffen werden.
Nach dem Druck
Inspektion: Prüfen Sie den Turm auf die Qualität der Überhänge, die Oberflächenqualität, die Stringing-Tendenz und andere Faktoren wie Schichthaftung.
Beste Temperatur ermitteln: Wählen Sie den Abschnitt des Turms, der die beste Gesamtqualität aufweist. Das ist die Temperatur, die Sie für zukünftige Drucke mit diesem spezifischen ABS-Filament verwenden sollten.
Weitere Tests: Falls nötig, drucken Sie einen zweiten Temp Tower, der näher an den optimalen Temperaturbereich heranzoomt, um noch präziser die ideale Drucktemperatur zu bestimmen.
Das Drucken eines Temp Towers kann ein paar Versuche erfordern, besonders wenn Sie mit den G-Code-Einstellungen experimentieren oder wenn Ihr Drucker spezifische Eigenheiten hat. Notieren Sie sich die Ergebnisse und Einstellungen, um ein Referenzdokument für zukünftige Drucke zu haben.
Neben der Drucktemperatur haben auch andere Druckeinstellungen (wie Druckgeschwindigkeit, Kühlung und Retraktion) einen Einfluss auf die Druckqualität. Der Temp Tower fokussiert sich hauptsächlich auf die Drucktemperatur.
ABS-TempTower mit „ChangeAtZ“ drucken!
Wer nicht händisch den G-Code manipulieren möchte, greift zu dem Cura-Plugin ChangeAtZ
Auch wenn der Temp Tower für dein gewähltes ABS-Filament die optimalen Druckeinstellungen darstellt, können diese Einstellungen bei einem später gedruckten 3D-Model „in die Hose gehen“.
ABS Vorteile
- Ausgezeichnete Schlagzähigkeit und Abriebfestigkeit
- Geringe Neigung zu Fädenziehen (Stringing) oder Tropfenbildung (Oozing) für eine saubere Oberflächenbeschaffenheit
- Übertrifft PLA in Bezug auf Hitzebeständigkeit
- Lässt sich gut mechanisch nachbearbeiten, wie Drehen und Fräsen
- Zeichnet sich durch hohe Kratzbeständigkeit und Bruchsicherheit aus
- Bleibt bis zu Temperaturen von etwa 95°C formstabil
ABS Nachteile
- Kann deutliche Verformungen durch Warping zeigen
- Erfordert meist ein beheiztes Bett und gegebenenfalls einen Haftverstärker für eine optimale Druckhaftung
- Ein geschlossenes Druckumfeld ist förderlich
- Kann beim Druckvorgang einen scharfen Geruch abgeben
- Berücksichtigen Sie eine Schrumpfung von ungefähr 1,5 bis 2,5% für genaue Abmessungen